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Märchen
der Völker
Stefan Mart
Das ist Erfolg!
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Fünfte
Seite - Sailor, ahoi!
Modernes
atlantisches Märchen
So
wie die Beiden sich auf das Essen stürzten, so stürzte sich die
sensationsheißhungrige Menschenmenge, die hier in Atlantic-City in
modischer Langeweile ihre Tage verbrachte, auf den Wagen. als sei er
ein neuzeitliches Wunder aus 1001 Nacht. Drüben auf dem Hoowround-Place
war aus verbotener Richtung und ohne Lichtsignal ein Flugzeug
niedergegangen; zwei Gestalten in Aero-Ausrüstung vermummt waren ihm
entsprungen; doch keiner hatte sich darum gekümmert. - Nach einer Weile
horchten Frank und Florian aus ihrer eifrigen Beschäftigung auf; sie
hörten eine Stimme, die sich deutlich und klar aus dem Tumult heraus,
der ihren Wagen umgab, vernehmen ließ. Die beiden Schmausenden sahen
sich erstaunt an. War das nicht die Stimme des dicken Tramp aus
Chicago, des heruntergekommenen Millionärs, Mr. Sam Brankwyns? - Ja!
Das war sie! Frank und Florians Kinnbacken standen still, sie hörten:
,,- Wie entsteht eine Sensation? - Wie wird eine normale Begebenheit zu
einer außergewöhnlichen? - Wir zeigen Ihnen das, meine Herrschaften,
nun nicht in Gips oder Wachs, auch nicht auf der Bühne zwischen dunklen
Kulissen oder Soffitten, oder in einem Trickfilmstreifen, sondern
zeigen es frei, bei billionenfachkerziger Sonnenbeleuchtung!" - Auf
einmal hieß es von allen Seiten: "Police-Motorpatrol of Chicago!"
Polizei! - Frank und Florian wußten, was sie auf der Strecke
"Cleveland" für Unheil angerichtet hatten. Sie
sprangen auf, drängten alles beiseite und warfen sich kopfüber in ihren
Wagen. Ohne zu wissen, wohin er steuerte, geriet Frank auf einen
endlosen Pier, der weit ins Meer hineinragte. Als dieser zu Ende war,
sahen sich die beiden Flüchtlinge auf drei Seiten von der hohen See
umgeben. Zu allem Unglück noch platzte ein Vorderreif. Schnell wurde
ein richtiger Verband angelegt, und Frank begann heftig zu pumpen. Es
schritt jemand auf dem Pier heran - Frank pumpte wie wahnsinnig. Dieser
jemand stand ihm plötzlich gegenüber - Frank staunte in ein von einem
gelben Fliegerhelm umrahmtes Gesicht. Es war - Mr. Sam Brankwyn. In
seiner Fassungslosigkeit merkte Frank nicht, daß unter dem Druck seiner
Pumpe der Gummireif wie ein Hefekuchen aufging; er konnte kaum noch
über ihn hinwegsehen. Doch was war das? Der gegenüberliegende
Vorderreif vergrößerte sich gleichfalls - also auch Mr. Brankwyn
pumpte. Jetzt erst verstand Frank. Als alle vier Pneumas den gleichen
ballonartigen Umfang angenommen hatten, war der Wagen mit seinen
kreisrunden Luftkissen "seefertig!" Nun lenkte Frank den Wagen
geradewegs ins Wasser. Es war die höchste Zeit - schon ratterten einige
Motorräder mit Uniformierten den Pier entlang. Aber Frank und Florian
waren längst vor ihren Verfolgern in Sicherheit. Sie schaukelten auf
ihrem famosen Fahrzeug draußen auf dem Meere und waren zwischen den
glitzernden Wellen bald nicht mehr zu sehen. - Noch nie hatte Frank und
Florian das Herz vor freudiger Erregung höher geschlagen, als hier
draußen in der befreienden Luft des Wassers. Alles, was sie erlebt
hatten, lag in einer düsteren Wolke hinter ihnen. - Beide schauten noch
einmal zurück nach Atlantic-City. - "Florian," sagte plötzlich Frank,
"es ist eigentlich schade, daß der dicke Tramp, unser Millionär, nicht
bei uns ist!" Kaum hatte er es ausgesprochen, da erscholl gleich einem
brausenden Wind über die See Mr. Sam Brankwyns Stimme: "Sailor, ahoi!"
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