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Märchen
der Völker
Stefan
Mart
Das ist Erfolg!
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Sechste
Seite - Himmel und Wasser
Modernes
atlantisches Märchen
Ohne
irgendeinen Defekt an ihrem neuartigen Fahrzeug waren Frank und Florian
zwölf Tage lang auf dem Atlantischen Ozean in guter Fahrt vorwärts
geschwommen. - Hier in der Einsamkeit des Meeres glaubten die beiden
Globetrotter bis in die Unendlichkeit zu segeln. Der ganze Weltenraum
war von elektromagnetischen Kräften durchzogen. Es war ihnen
unbegreiflich, daß sie nicht übers Wasser laufen konnten; oder, weil
sie an die Erde gebunden, nicht los konnten von ihren Sitzen, um zu den
Gestirnen zu schweben, die am hellen Tage wie dunkle Punkte oder Kugeln
über ihnen standen.In
der Stille wurde der Schrei einer Möve zu einem Ereignis; eigentlich
mußten die Luftwellen, die dieser durchdringende Ton verursachte, die
Himmelskörper ins Wanken bringen. - Frank wurde aus diesen
Sinnestäuschungen herausgerissen; er hörte plötzlich wieder das Summen
und Brummen eines Flugzeugmotors, das ihm in den ersten Tagen seiner
Fahrt ständig in den Ohren gelegen hatte. - Richtig, da zog der
Eindecker über sie hinweg. Aber so schnell wie er gekommen, war er auch
wieder verschwunden. - Gegen Abend, als die beiden kühnen Seefahrer
sich auf ihren Sitz zurücklegen wollten, um zu schlafen, wurden sie jäh
emporgerissen. Ein dumpfes Bullern unter ihnen, als sei ein
Unterseeorkan losgebrochen, türmte das Wasser plötzlich zu Bergen auf.
Erschütterungen des Erdinneren schleuderten aus des Meeres tiefsten
Gründen hausgroße Fische und Ungeheuer über die aufgewühlte Oberfläche
hinaus. Es war ein Glück, daß diese grausigen Schuppentiere nicht in
der Luft leben konnten und sofort wieder in ihr Element zurückfielen.
Sonst wäre es Frank und Florian schlecht ergangen; denn einige zeigten
sich angriffslustig und machten Miene, sich auf sie zu werfen. - Am
Morgen nach einer unruhigen Nacht wurden ferne Stimmen und Rufe über
dem Wasser vernehmbar. Frank lauschte angestrengt. Schließlich
entdeckte er, daß sie aus dem dünnstäbigen Gitter des Kühlers
drangen.Waren
die Stäbe aus einem besonderen Metall? Sollte dieses für Marconis
neueste Radio-Telephonie das richtige sein? - Waren es S-O-S-Rufe, die
er vernahm? - Nein! - es war... Frank preßte sein Ohr fest auf die
dünnen Röhrchen; ... es war - Mr. Sam Brankwyns Stimme! - "Sailor,
ahoi! - Achtung! Achtung! - habt falschen Kurs! - treibt entlang dem
zehnten Grad nördlicher Breite ostwärts in Richtung afrikanische Küste
- Liberia!" - "Hallo!" schrie Frank in das Gitter zurück; er wollte
noch etwas fragen; aber ihm antwortete nur ein gleichmäßiges Rauschen,
das in den zittrigen Stäben vibrierte. Nun stellte sich Frank in seinem
Sitz auf die Zehenspitzen und hielt Ausschau. Wie war es möglich, daß
er es bis jetzt nicht gesehen hatte? Ein langgezogener hellschimmernder
Streif lag nicht allzu entfernt vor ihm. Sand und Palmen - das war
Afrika!
Und weiter rechts lagen, in Gruppen kleine runde Erhebungen, die wie
Bienenkörbe aussahen - das waren die Hütten eines afrikanischen Dorfes.
- "Wunderbar!" rief Frank, "der Wind treibt uns direkt auf das Dorf zu.
Ich hätte jetzt nichts gegen ein rustikales Frühstück einzuwenden! Und
Du, Florian?" Florian bellte aufgeregt sein Einverständnis. Auch ihm
knurrte seit Stunden der Magen. Schnell nahm Frank seine Jacke, die als
Segel so gute Dienste geleistet hatte, befestigte sie an der Stange, um
dem 'Old Pluster' noch mehr Fahrt zu geben. Der Wind lag außerdem
kräftig hinter den hohen Ballonreifen und so hörten die Beiden bald den
typischen Lärm eines Dorfes früh am Morgen, wie er so ziemlich überall
in der Welt der gleiche ist: Viehgebrüll, Hühnergackern, Klappern von
Geräten, Singen und melodische Zurufe der Dorfbewohner.
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