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Märchen der
Völker
Stefan Mart
Sindbad der
Seefahrer
Märchen aus 1001
Nacht
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Vierte
Reise - Der Menschenfresser
"Wisset,
ihr edlen Herren, daß
meine vierte Reise einzigartig ist und ohnegleichen. Wieder war ich auf
dem Meere. Meine ruchlose Seele mußte mit dem Seeteufel ein Bündnis
geschlossen haben; er hatte mich wieder hinausgezogen, um mit mir in
seinen unberechenbaren Launen weiterhin Schindluder zu treiben. In
guter Fahrt ging es eine Reihe von Tagen, bis ein gewaltiger Sturm über
uns hereinbrach, der unser Schiff zerschlug und die Trümmer wie ein
Klafter Kleinholz auf eine Insel warf. Die
meisten der
Kaufleute waren mit ihrem Hab und Gut im Meer versunken. Ich selbst
schwamm fast einen ganzen Tag im Wasser, bis Gott, der Erhabene, mir
mit drei anderen Leidensgefährten Gelegenheit gab, festes Land zu
erreichen. Um unseren letzten Lebenshauch festzuhalten, ernährten wir
uns eine Zeitlang von spärlichem Gras. Der Aufenthalt auf dieser Insel
brachte keine Hoffnung auf Rettung, sondern nur neues Verhängnis. Wir
fielen in die Hände von riesigen Gorilla-ähnlichen Geschöpfen, die
Menschenfresser waren und sich mit einem wahren Heißhunger auf uns
stürzten. Ich mußte zusehen, wie meine
Gefährten am Spieß
geröstet
wurden; doch als die haushohe Hand eines dieser Ungeheuer nach mir
greifen wollte, merkte ich zum erstenmal in meinem Leben, daß ich ein
ausgezeichneter Läufer war. Als ich einen ganzen Tag gelaufen war,
setzte ich mich atemlos auf einen Felsen und stellte erleichterten
Herzens fest, daß mir meine Flucht gelungen war.
Im
Tale vor mir erblickte ich nun zu meinem größten Erstaunen eine große
Stadt mit Zinnen und Türmen, die ein fremdartiges Gepräge trug. Schon
kamen mir einige Menschen entgegen, die
schwarz wie die Mohren und vermummt in weißen Tüchern wie Beduinen
aussahen. Sie führten mich zu ihrem König, der ein gütiger Herrscher
war. Seine
Sprache verstand ich nicht;
aber ein Dolmetscher machte mir verständlich, daß dieser Herrscher über
die Maßen erfreut sei, mich kennengelernt zu haben, und mich auf alle
Zeiten als seinen Freund betrachten wolle. Ja, daß die Ehrung, die er
mir zudachte, noch eine viel größere sei; er habe, so machte man mir
plausibel, den Wunsch, mich als leibhaftigen Schwager zu
beglückwünschen. Die Schwester des Königs, eine alte Vettel, die so
dick war, daß sie einer riesigen überreifen Birne glich, sollte meine
Frau werden. Ich sagte zu allem Ja und Amen, machte mich aber bei der
ersten besten Gelegenheit aus dem Staube. Heimlich bestieg ich ein
Schiff, nahm
alle Schätze mit, mit denen man mich überhäuft hatte, und
konnte nach vielen Irrfahrten mein Heimatland
wieder erreichen."
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