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Märchen der
Völker
Stefan Mart
Sindbad der
Seefahrer
_____________________________
Siebente
Reise - Die klugen Elefanten
"Nach
meiner Heimkehr von der letzten abenteuerlichen Reise befand ich mich
wohlgeborgen auf meinen Gütern und im Kreise meiner Freunde. Meine
edlen Herren, ich hatte nicht die Absicht, noch einmal in meinem Leben
eine Reise anzutreten. Da wurde ich eines Tages zum Sultan
Harun-al-Raschid gerufen. Als sein Gesandter sollte ich einem berühmten
indischen Fürsten ehrenvolle Geschenke überbringen. Mein Widerstreben
half nichts, ich mußte wieder in See stechen! Diesmal schien es, als
sollte die Reise ruhiger von statten gehen. Von dem indischen Fürsten
verehrt und reich beschenkt, trat ich die Rückfahrt an, aber unterwegs
wurden wir von Seeräubern überfallen, übermannt und sämtlich als
Sklaven verkauft. Mich
kaufte ein afrikanischer Handelsherr, der ein großer Liebhaber der Jagd
war. So
mußte ich ihn eines Tages auf einer Elefantenjagd begleiten. In der
Spitze eines Baumes sollte ich warten und vorüberkommende Elefanten den
andern Sklaven durch Geschrei entgegentreiben. Es war schon eine lange
Zeit verstrichen, da erzitterte auf einmal die Erde und eine Herde von
hunderten von Elefanten kam dahergetrampelt. Ich entging ihren Blicken
nicht, und zu meinem Schrecken gewahrte ich, daß die Tiere den Baum
loswühlten, auf dem ich saß. Schnell sprang ich zu Boden, um nicht von
dem Stamme erschlagen zu werden. Jetzt fühlte ich mich erfaßt. Ein
Elefant hielt mich gepackt und - hob mich ganz sacht auf seinen Rücken.
Dann begann ein rasender Galopp, die ganze Herde hinter mir her. Gegen
Abend kamen wir an einen großen freien Platz. Abermals wurde ich von
dem Rüssel meines riesigen Reittieres erfaßt und sanft zu Boden
gesetzt. Ringum bemerkte ich staunend das schönste Elfenbein; daneben
lagen die Gerippe verendeter Elefanten. Die klugen Tiere hatten mich
also hierhergeführt, um mir diesen Schatz zu zeigen; sie hofften
dadurch unserer ferneren Verfolgung zu entgehen. Ich ging nun zurück,
erzählte meinem Herrn von dem Fund, der auch bald geborgen wurde. Zum
Dank gab er mich frei und entließ mich reich beschenkt in die Heimat."
Sindbad,
der Packträger, aber sah jetzt ein, daß der Erzähler nicht nur des
Lebens Süßigkeiten, vielmehr des Daseins Bitternisse in reichlicher
Fülle genossen hatte, bevor er in diesem Reichtum, in dem er sich an
seinem Lebensabend befand, in wirklicher Beschaulichkeit Ruhe finden
konnte. Von dieser Stunde an wurden der arme und der reiche Sindbad
Freunde. Der alte Seefahrer ließ den Packträger an seinem Wohlstande
teilnehmen und so lebten beide noch lange Jahre glücklich miteinander.
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