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04.3
Märchen der
Völker
Stefan
Mart
Bobby Box
Bobby Box -
Zweites Abenteuer - Bis Black Bell
Amerikanische
Bildergeschichte
Da,
wo du nicht bist, ist das Glück,
Weil,
fahren wir ein kleines Stück,
Dem
Glück entgegen - ohne Geld!
Der
Bimmelzug kommt, wie bestellt.
Man
muß es verstehen, die guten Gelegenheiten zu beschleichen. - Die alte
Lokomotive schnaubte wie ein ungeduldiges Roß; sie bekam noch etwas Öl.
Die letzten Vorbereitungen zur Abfahrt wurden getroffen; das Stückgut
machte zu schaffen; auch gab es Abschiedsküsse. Jetzt war es Zeit. Der
Poet Bobby Box schwang sich von der Rückseite des Zuges durch ein
offenes Fenster in ein Wagenabteil, stieg gleich weiter und legte sich
als blinder Passagier ins Gepäcknetz. - "Der gute Platz gehört dem
Zahler!" dachte Bobby bescheiden und legte sich mit dem Gesicht zur
Wand. Er
hörte noch das Abfahrtsignal, das Stampfen und Anspringen des eisernen
Rosses; dann schlief er fest ein. - So friedlich er schlief, so
friedlich hing auch die kleine Flasche, welche ihm die beiden Diabolen
an den Rockschoß geknüpft hatten,
lang aus dem Gepäcknetz herunter. Das
schreckliche Wort "Nitroglyzerin" war deutlich auf dem Etikett zu
lesen. (Ein empfindlicher Explosivstoff wehe, wenn er explodiert!) -
Unten auf der Bank - auf dem guten Platz lag auch einer und schlief.
Ein "wilder Mann", ein Bandit, der nach seinem Prinzip: Moneten
schonen! - nur mit blauen Bohnen bezahlte. Den entsicherten Revolver in
der Hand lag er zwischen seinen sieben Sachen und schnarchte, daß sich
sein langer struppiger Schnauzbart hob und senkte. Drei Stunden lang
war der Zug im Zickzack durch die Landschaft gerollt, als der Bandit
erwachte und sich von seinem Lager aufrichtete. Die kleine Flasche hing
ihm direkt zwischen den Augen, und als er nach Luft schnappte, sog er
förmlich das Wort "Nitroglyzerin" an seine Nase heran. Alles in seinem
Körper wurde vor Schreck starr -
er sah sich mitsamt dem Zuge schon in
die Luft fliegen. - Ni-tro-gly-ze-rin!! - Er griff zur Notbremse die
Schelle gellte. Rrrrrrruck! stand die ganze Bimmelbahn. Das
schreckliche Wort "Nitroglyzerin" drang jetzt schneidend durch die
unheimliche Stille. Auf und davon! hieß es! Wie im Sturmeswehen sah man
die Passagiere sausen. Bald stand der Zug mit offenen Türen einsam und
verlassen auf der weiten Ebene - ein altes Vehikel, ein vergessenes
Überbleibsel aus dem letzten Jahrhundert.
Die
Nacht kam auf. Ein säuselndes Schnarchen drang aus den öden Fenstern
und Türen der verlassenen Wagen. Bobby Box träumte von der
engelsgleichen Marygold. Doch als er erwachte, staunte er nicht wenig.
Verträumt gähnte er den Mond an und fragte: "Wo bin ich hier?!" Der
Mond schmunzelte und zeigte dem Fragenden in seinem silbernen Licht
weite verlassene Steppen. - Nun war guter Rat teuer. Was sollte ein
Poet allein in dieser Wildnis mit diesem eisernen Ungeheuer anfangen?
Aber Bobby lachte vergnügt: "Das ist ein interessanter Fall; die Sache
werden wir gleich haben!" Mit Feuereifer machte er sich ans Werk: - Er
steckte die Lampen an - er sah nach dem Wasserstandglas, - dann püstete
er mit einem großen Blasebalg das Feuer an und legte Holz und Kohle
auf. - Kurze Zeit horchte Bobby gespannt; dann fing es im Kessel an zu
summen. Nun probierte er einen Hebel nach dem anderen; einer mußte der
richtige sein. - Piff! paff! puff! kam es von hier und da; aber das
Monstrum blieb unbeweglich. Jetzt legte Bobby ein großes Gewicht um,
das an einem Schalthebel saß. Aha! da erzitterte das Eisenroß, prustete
und schnaubte, fletschte mit den Zähnen, stieß einen gewaltigen
Dampfring aus und rückte stoßweise vor. - "Halloh, wir fahren !" rief
Bobby Box begeistert aus. Langsam ging es vorwärts; aber etwas stimmte
nicht; aus allen Löchern, Röhrchen und Rosten sprühte und dampfte
es. Mit
Funkenstieben, mit dumpfem Magenknurren erreichte die Maschine endlich,
rot bis in die Weichen. den Bahnhof Black Bell. Das Bahnhofspersonal
floh entsetzt, als das glühende Untier in der Nacht heranrückte. -
Bobby bremste. Schwarz wie ein Ofenrohr verließ der kühne Maschinist
seinen Posten. Nun stand Bobby Box auf dem einsamen Bahnsteig; kein
Mensch ringsum war zu sehen. Die Welt schien wie ausgestorben. Bobby
drehte sich nach allen Seiten und rief: "Heda!" Dabei bemerkte er, daß
ihm etwas am Rockschoß bummelte. Er griff danach; es war die Flasche,
das kleine Ding, das so viel Panik ausgelöst hatte. Er entkorkte sie -
kein Nitroglyzerin, kein Explosivstoff, wie die Aufschrift vermuten
ließ, füllte ihr Inneres. Sie war leer. Nur ein starker Geruch von
Mottenkampfer stieg ihm beißend in die Nase und betäubte ihn. Schnell
warf er die Flasche von sich. Als sie in tausend Scherben zersprang,
war es Bobby bei diesem Klingen und Springen, als ob er erst jetzt ganz
wach würde. - War alles nur ein diabolischer Scherz gewesen?
Ein
Scherz? Aber er war doch von Ruß geschwärzt! - Plötzlich regte es sich
um ihn; von allen Selten kam jetzt das Bahnhofspersonal aus den
Verstecken. Bobby fühlte sich irgendwie schuldbewußt; er faßte
Reisetasche und Stock fester und fing an zu laufen. Um viele Ecken ging
es herum, an Planken entlang, an Gegenständen und Büschen vorbei, bis
er endlich an ein kleines Wasser kam, das still und friedlich im
Mondschein dalag. Dick und groß stand hier auf einem Schild: "Baden
verboten !" - "Allright!" dachte Bobby, "das Baden ist hier verboten
für Leute, die es nicht nötig haben. Aber ich versotteter Erdenbürger
bin sehr bedürftig! - Also los! Baden wir!" -
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