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04.3
Märchen der
Völker
Stefan Mart
Bobby Box
Fünftes Abenteuer - Sein bester Freund
Amerikanische
Bildergeschichte
eder
weiß und hat es wohl schon am eigenen Leibe erfahren, daß das Geld hier
auf diesem Erdenrund eine große Anziehungskraft besitzt. Der Poet Bobby
Box besaß seit einigen Minuten 1000 Dollar. Das war ein triftiger
Grund, diesem komischen Jungen Manne, den man sonst nicht für "voll"
nahm, nach allen Regeln der Kunst den Hof zu machen. Alles stürzte auf
ihn zu. Jetzt wollte jeder gern sein Freund sein. Herr Knipperdolling,
eine Urochsenschwarte ohnegleichen, war der Erste, der es in dem
Gedränge schaffte, dem reichen Bobby als "bester Freund" die Hand zu
drücken. Er führte ihn in sein Biwak, um ungestört mit ihm allein zu
sein, erzählte schöne Mordgeschichten und hielt die anderen Freunde gut
in Schach, die wie die Motten um das Licht das Lager umschwirrten und
nach Bobbys Reisetasche schielten, in der sich die 1000 Dollar
befanden. Nun fing Knipperdolling an, sich beliebt zu machen. Mit
vielen Kunststückchen vertrieb er Bobby die Zeit und erwies sich
dann
auch als Tausendsassa, der von allem etwas verstand. Er schoß den Vogel
aus der Luft; wenn es auch nicht immer klappte, so war es doch amüsant.
Unter anderem versuchte er, dem Bobby eine Kalkpfeife unter der Nase
wegzuschießen. "Wenn
er nicht getroffen hätte, "so behauptete Knipperdolling, "wäre der
Grund nur in Bobbys starkem Zittern zu suchen oder auch in dem Umstand,
daß er, als "sein bester Freund", auf die anderen Freunde ein wachsames
Auge haben müsse, da diese dunklen Ehrenmänner jede Gelegenheit
benutzen würden, um nach seiner Dollartasche zu greifen." Bei dem
ewigen Hin und Her wurde es Bobby schließlich ganz dumm im Kopfe, so
wirr, daß er sich einige Male selbst fragte: "Woran denkst du?" Er
dachte natürlich an Marygold; denn - wenn er an seine Dollar gedacht
hätte, wäre ihm alles, was so um ihn herum passierte, klarer gewesen. -
So sah er nur dunkle unbestimmte Gestalten huschen, sah Schattenhände
erscheinen und verschwinden, und immer war es sein "bester Freund". der
mit weitausholendem Geschick in diesem Chaos düsterer Geschehnisse Luft
schaffte.
Trotzdem hegte Bobby im
tiefsten Innern ernstlich den Wunsch,
sich diesem Freundschaftsbann zu entwinden; denn Knipperdollings
Kunststücke fielen ihm allmählich schwer auf die Nerven. Nach
einem Messerwerfen, das Bobby
Todesangst hatte ausstehen lassen, kam
nun das Letzte, wie der "beste Freund" versicherte. Es war ein
Lassoschwingen. Knipperdolling saß hoch zu Roß und hielt mit
ausgestreckten Armen in jeder Hand eine kunstvoll zusammen gelegte
Wurfleine. Bobby, der nach der Meinung seines Freundes dieses Mal die
Hauptperson darstellte, mußte sich vor eine Hauswand stellen und sich
somit drei Meter von seiner Reisetasche entfernen. Gleichmäßig und
akkurat flogen jetzt die Schlingen der ersten Leine um Bobby herum,
verengten sich mehr und mehr und schnürten
ihn bald fest ein, so daß er
wie eine gestopfte Wurst sich nicht mehr rühren konnte. Von solcher
Enge ganz benommen, versank der Poet in einen traumhaften Zustand. Es
war ihm, als sei er ein fest eingezwängter Feuerwerkskörper, dessen
verhaltene Pulverkraft jeden Augenblick mit einem furchtbaren Knall die
feste Hülle zersprengen müsse. Er sah sich als Leuchtkugel aufsteigen
hoch über die Wolken hinaus in ein dunkles Firmament. - Knipperdolling
hatte inzwischen die Schlinge des zweiten Lassos über Bobbys
Dollartasche geworfen, hatte diese fest zugezogen und war im Begriff,
seinem Pferde die Sporen zu geben, um mit der sicheren Beute
davonzujagen. Aber die Banditensippe war wach. Der "Pruzzel- kopf", ein
ganz verwegener Tramp, langte mit rauher Hand um die Hausecke, schnitt
flugs die Leine durch, packte die Dollartasche und trottelte mit ihr
ab. Schon an der nächsten Ecke sprang ihm eine Gestalt entgegen: "Hände
hoch!" Es war Mr. Jim mit der blanken Waffe in der Hand. Pruzzelkopf
ließ die Tasche fallen, nahm die
Hände hoch, machte kehrt und trottelte
zurück. Mit einem teuflischen Lachen öffnete Jim die Tasche und griff
gierig in die Dollarscheine. "Him-hem-ham-hum !" machte er dabei. -
"Hände hoch !" Marygold stand wie aus der Erde gezaubert vor ihm. Die
kalte Mündung eines Pistolenlaufes drückte sie ihm auf seine
schreckensbleiche Nase. Nun flatterte ein Dollarschein nach dem andern
aus Jims zitternden Händen in Marygolds Pompadour. Als alle Scheine bei
ihr in Sicherheit waren, rief das Mädchen: "Packe dich, du bitterböser
Jim!", und Jim schlich davon, gebeugt wie ein begossener Pudel, doch
mit haßerfüllten Blicken und Rache verkündender Miene. Schnell sprang
Marygold in ein Versteck. - Bobby, der sich halbwegs aus seiner
Verschnürung befreit hatte, kam gelaufen, um sich seine Tasche zu
holen. Er fand sie verschlossen, nahm sie am Griff und ging arglos
seiner Wege. - Jetzt gab es kein Versteckspiel mehr. Die ganze
Banditensippe lief offen hinter Bobby her, und es begann eine wilde
Jagd. - "Das gilt dem schnöden Mammon!" dachte Marygold in ihrem
Versteck. Doch sie lächelte leise, sie wußte ein probates Mittel. Aus
der großen Pistole feuerte sie in die Luft, so viel aus dem Lauf heraus
wollte. - Päng! - Päng! - Päng! - Da standen die feigen Schurken,
pardauz! - festgewurzelt am Flecke und streckten die Hände in die Höhe.
- Bobby aber eilte, ohne sich umzusehen von dannen. Als er eine Stunde
unbehelligt marschiert war, fing er schon wieder an zu dichten:
Die
Sonne strahlt. Jetzt geht es weiter!
Um
mich herum wird's wieder heiter;
Mein
Blick bis in die Wolken reicht;
Die
schweren Schuhe werden leicht.
Ich
denk an "Sie", die mir gefällt.
Wie
schön ist doch die ganze Welt! -
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