Sagen aus Deutschland
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Die Riesen zu Lichtenberg
- eine
Sage aus Hessen
Der
Lichtenberg ist
ein ;Bergschloss, das man späterhin aus den
uralten Trümmern wieder erneuert hat, und in allen Dörfern, die in
seiner Nähe
liegen, lebt noch die Sage fort, dass es hier vor alten
Zeiten Riesen
gegeben habe. Unter den Steinen befinden sich manche, die
keine Menschenkraft den jähen Berg hinauf hätte tragen
können.
Ein
Riese schleppte einen über
achtzig Zentner schweren Block auf seiner Schulter herbei, aber er
zerbrach ihn
unterwegs und blieb eine Stunde vor Lichtenberg auf der Höhe
liegen; er
wird noch heutzutage Riesenstein genannt. Im Schloss wird ein
Knochen,
anderthalb Schuh im Umfang haltend und mit einem andern, einen halben
Schuh
dicken, einen Fuß langen Bein verwachsen, aufbewahrt; auch soll
daselbst vor
fünfundzwanzig Jahren noch eine ungeheure Bettlade außer den
Knochen
zu sehen gewesen sein.
Es
wird auch wiederum erzählt,
dass die Riesenfrau einmal weiter als gewöhnlich von
dem Lichtenberg weggegangen sei und einen Bauern getroffen
habe, der
mit Ochsen seinen Acker pflügte. Das hatte sie noch nie
gesehn, nahm
also Bauer, Pflug und Ochsen zusammen in ihrer Schürze und brachte sie
ihrem
Mann aufs Schloss mit den Worten: "Sieh einmal Mann, was ich für
schöne Tierchen gefunden habe."
Jacob
Grimm, 1785-1863 & Wilhelm Grimm, 1786-1859/1816
Die
sieben
Steinkreuze im
Altmühlthale
Der Volksmund berichtet hierüber:
Vor
Zeiten kamen sieben fremde
Fuhrleute des Weges. Hungernd und dürstend ließen sie sich an der
Stelle
nieder, wo jetzt die erwähnten Kreuze stehen. Die in der Nähe
vorbeifließende
Altmühl gewährte ihnen erfrischenden Trank, doch entbehrten sie des
Brotes, um
den immer heftiger werdenden Hunger zu stillen. Vergebens spähten sie
nach
Nahrung.
Da
zog einer der Fuhrleute einen
Laib Brot hervor, den er, um nicht mit seinen Gefährten teilen zu
müssen,
unbemerkt verzehren wollte. Doch alsbald bemerkten diese sein Vorhaben.
Mit
hässlichem Geschrei drangen sie auf ihn ein, und ehe er den Raub
verhindern
konnte, wurde ihn der Laib entrissen, den nun jeder für sich
beanspruchte, da
ihn keiner dem anderen gönnte.
Hierüber
entspann sich ein
heftiger Streit, der alsbald in einen wüsten Kampf ausartete, in dessen
Verlauf
sich die Fuhrleute mit ihren langen Messern so zurichteten, dass einer
nach dem
andern an den erhaltenen Wunden verblutete. Zur Strafe aber für ihr
freventliches Tun, konnten sie keine Ruhe im Grabe finden.
Gar
oft bemerkt der nächtliche
Wanderer, wie sie streitend und fluchend des Weges ziehen, und von
wilden
Grauen gepackt, ergreift er bei ihrem Nahen eilig die Flucht.
Johann
Fluhrer
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Sage: "Die Riesen zu
Lichtenberg",
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen.
Zwei Bände in
einem Band. München [1965], S. 310.
zeno.org
Sage: "Die sieben
Steinkreuze im Altmühlthale",
Johann Fluhrer, aus: Das Bayernland, 13 Jg., 1902,
Nr. 19, S. 226 mit Illustration von J. Belten.
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33: "Circus" Stanislaw Osostowicz (died 1939),
gemeinfrei
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