lifedays-seite

moment in time



Literatur


04.3

CHITRA
RABINDRANATH TAGORE

*
EIN SPIEL
IN EINEM AUFZUG





Personen

Götter:
Madana (Eros)
Vasanta (Lycoris)

Sterbliche:
Chitra
Tochter des Königs von Manipur
 
Arjuna
ein Prinz aus dem Hause der Kuru. Er ist aus der Kshatriya oder Kriegerkaste und
lebt während der Handlung als Eremit einsam im Wald.

Dorfleute
aus einer abgelegenen Gegend in Manipur.
_________________________________________


Anmerkungen

 

 [1] Pandava (so für Pandaṟa zu lesen). Das Königsgeschlecht, von dem das Mahābhārata handelt, stammt von Kuru ab; ein Zweig derselben sind die Pāṇḍavas, fünf Brüder, zu denen der Held Arjuna gehört. Dieser stammt also auch aus dem Hause der Kurus.

 [2] Malati-Hain. Mālati ist der großblütige Jasmin.
 
[3] Stephali-Blüten; lies Shephali. Śephālikā ist der Strauch vitex negundo, dessen Blüten in Vasavadatta Abt. IV mit Zinnoberkügelchen verglichen werden.

[4] Kinsuka-Blüte. Der Kiṃśuka, Butea frondosa, ist ein stattlicher Baum, dessen Zweige im Frühjahr mit großen scharlachroten Schmetterlingsblüten bedeckt sind. Die schöne Blüte ist aber geruchlos.

[5] Asoka-Blüten. Der Aśokabaum, Jonesia Asoka, hat rote Blüten. Er spielt in der indischen Dichtung eine große Rolle. Aśoka bedeutet »Kummerlos.«

 

Tagore's Dichtung entspricht nicht dem Sinn der Sage. Er sagt  [6] von Chitrā's Vater: »er hatte sie deshalb stets wie einen Sohn gehalten und zu seinem Erben gemacht«. Der Text in Protap Chandra Roys Übersetzung lautet:

I have duly made her a Putrikā. putrikā ist ein juristischer Ausdruck und bezeichnet eine Tochter, die mangels eines Sohnes (putra) die Familie ihres Vaters, nicht ihres Gatten fortpflanzen soll. Für letzteren bedeutet also die Eingehung einer solchen Ehe den Verzicht auf die Fortpflanzung seiner Familie.

Tagore hat dies offenbar nicht gewußt und macht daher aus putrikā eine Tochter, die als Sohn (putra) erzogen wird! Das Epos kennt eine Sage, wo eine Prinzessin für einen Prinz ausgegeben und als solcher erzogen wird (die Geschichte von Śikhandin). Diese Reminiszenz mag sich bei dem Dichter mit dem Sagenstoff, auf den er in der Vorrede hinweist, verschmolzen haben.

 

Für die Anmerkungen ist die Übersetzerin dem Sanskritisten der Bonner Universität, Herrn Geheimrat Prof. Dr. Jacobi, zu Dank verpflichtet.







   lifedays-seite - moment in time