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Literatur


04.2


Literarische Epochen

Verzeichnis der literarischen Epochen




Barock ca. 1600 bis 1770

Das Zeitalter des Barock wurde von drei wesentlichen Grundkräften bestimmt: dem Absolutismus, der Kirche und der Tradition der Antike.

Merkmale der Barockliteratur
Die Literatur war eingeteilt in ganz bestimmte Gattungen. Jede Gattung hatte verbindliche Inhalte und vorgeschriebene Formen. Die Regeln für diese Gattungen waren in so genannten Poetiken (Dichtungslehren) formuliert. Diese Poetiken stützten sich natürlich auf antike Vorbilder (Poetiken oder Rhetoriken [Redelehren]), die man übernahm, aber oft auch erweiterte. Große Bedeutung hatte z.B. die Lehre von den Stilebenen. Sie ordnete alle Dichtungen drei Stilen zu. Der hohe Stil war durch eine würdevolle, wohlklingende Sprache gekennzeichnet, der niedere durch eine einfache; die Sprache des mittleren Stils lag dazwischen. Dichtungen des hohen Stils durften nur erhabene, heroische, ernste Themen behandeln; komische Themen gehörten zum mittleren, derbe zum niederen Stil. Diese Einteilung in Stile war auch Ausdruck des ständischen Denkens der damaligen Zeit. Man teilte nämlich die Gesellschaft in drei Stände ein, die den Stilen entsprechen: Adel/Hof - Bürger/Stadt - Bauern/Land.

Als Beispiel seien die Gedichte genommen, die wir heute als "Liebeslyrik" bezeichnen. Im Barock gab es eine solche Dichtungsart nicht, sondern drei  klar getrennte Gattungen: die hohe Liebeslyrik, die erotische Dichtung des mittleren Stils und die obszöne Dichtung des niederen Stils. In der hohen Liebeslyrik preist das lyrische Ich die Schönheit und Tugend einer Geliebten. Diese ist für das lyrische Ich unerreichbar, weshalb die Grundstimmung eher elegisch, traurig ist. Dabei werden die charakterlichen Eigenschaften und die Körperteile der Dame bis einschließlich zum Busen mittels Vergleichen und Bildern geschildert. Die mittlere Liebeslyrik preist die sinnlich, erotische Liebe; das lyrische Ich versucht die nahe Geliebte zum körperlich-sexuellen Kontakt zu überreden. Dabei dienen zweideutige Naturbilder dazu, die einschlägigen Körperteile und Aktionen zu umschreiben. Der Grundton dieser Dichtung ist scherzhaft, heiter. In der niederen Liebesdichtung werden vorwiegend pervers-sexuelle Vorgänge sehr direkt, drastisch dargestellt. Die Form der hohen Liebesdichtung ist das Sonett. Mittlere und niedere Liebesdichtung kann in verschiedenen Formen vorkommen, allerdings nicht im Sonett.
Im Gegensatz zu unserem heutigen Verständnis von Dichtung kam es im Barock nicht darauf an, möglichst originell zu sein, sich von seinen Konkurrenten zu unterscheiden, etwas zu schaffen, was als "neu" und "einmalig" galt. Im Gegenteil, die getreue Einhaltung der Vorgaben war das, was man erwartete. Ein Leser des Barock wollte, wenn er ein Liebesgedicht des hohen Stils las, das wieder finden, was er gewohnt war (ähnlich wie ein Fan von Fernsehserien heutzutage). Der Wert eines Barockdichters maß sich daran, ob er fähig war, das vorgegebene Muster zu erfüllen. Dabei durfte und sollte er sich durchaus Variationen der Muster erlauben, z.B. einen neuenVergleich für die Wangen, die Augen einer schönen Frau in der hohen Liebeslyrik. Auf keinen Fall ging es darum, subjektive und einmalige Erlebnisse, ureigenste persönliche Anschauungen in ganz eigener Weise auszudrücken. Dies bedeutet nicht, dass ein Barockdichter nicht empfand oder glaubte, was er schrieb; dies galt v.a. bei geistlicher oder ernster Dichtung. Bei der Liebesdichtung jedoch sagt das Werk nichts über das subjektive Empfinden und ein eventuelles Erlebnis des Dichters aus.
Quer durch alle Gattungen barocker Dichtung ziehen sich einige Stilmerkmale:

Insistierende Nennung:
Erweiterung einer Aussage durch wiederholte Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven, Variieren und Umkreisen einer Hauptidee.
Häufung:
Wiederholung und Variation von Wörtern, Beispielen, Vergleichen, Bildern, Satzgliedern und Sätzen, ohne dass sich immer der Aussageinhalt verändert.
Besonderheiten des Satzbaus:
Wegfall von Konjunktionen und bereits schon einmal genannter Satzglieder, verselanges Nichtnennen des Subjekts und Prädikats, die oft mehreren Sätzen gemeinsam sind.
Antithetik:
Wörter, Versteile, Halbverse, ganze Verse und Strophen werden einander gegenübergestellt.

Emblematik:
besondere Bildsprache des Barock. Die Embleme (wörtlich "Sinnbilder") waren allgemein bekannt, ihre Bedeutung festgelegt und durch Tradition verbürgt. Sie wurden in Büchern gesammelt und von dort in die Malerei und in die Literatur übernommen. Ein Emblem besteht aus drei Teilen: einer Überschrift (inscriptio), die eine Sentenz, ein Sprichwort, eine moralische Forderung enthält, einem Bild (pictura), das z.B. Pflanzen, Tiere, Geräte, Tätigkeiten, Vorgänge des menschlichen Lebens, eine mythologische, biblische, historische Figur oder Szene zeigt, und einer meist in Versen verfassten Erklärung (subscriptio).

Wichtige Autoren und Werke
Die meisten Romane und Dramen des Barock sind heute so gut wie unbekannt. Barocklyrik ist schon eher verbreitet.

Bedeutende Lyriker sind:

Paul Fleming

Catharina Regina von Greifenberg

Christian Hoffmannswaldau

Martin Opitz

Angelus Silesius


Friedrich von Spee

Kaspar Stieler

Georg Rudolf Weckherlin

Philipp von Zesen

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Weitere Autoren des Barock

Abraham a Sancta Clara
Jakob Bidermann
Sigismund von Birken
Simon Dach
Paul Gerhardt
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
Andreas Gryphius
Johann Christian Günther
Georg Philipp Harsdörffer
Christian Hofmann von Hofmannswaldau
Johann Klaj
Quirinus Kuhlmann
Friedrich von Logau
Daniel Casper von Lohenstein
Johann Michael Moscherosch
Martin Opitz
Johann Rist
Justus Georg Schottel
Friedrich von Spee
Kaspar Stieler
Georg Rodolf Weckherlin
Philipp von Zesen

Textgrundlage
© Gymnasium Wildeshausen und Wolfgang Pohl






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1623, gemeinfrei
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